Grundlagen zum Safety Management nach Richtlinien (EU) 2016/798 + (EU) 2018/762
Beim Safety Management nach Richtlinien (EU) 2016/798 + (EU) 2018/762 handelt es sich um die strukturierte Auseinandersetzung mit sicherheitsrelevanten Risiken in EVU, um Gefahren für die Betriebstüchtigkeit proaktiv zu minimieren. Safety Management wird von der Grundidee getragen, Sicherheit als Führungsaufgabe zu verstehen, die gesamtbetrieblich zu verankern ist und nicht nur auf einige Personen verteilt wird. Sicherheit soll systematisch in der Leistungserbringung berücksichtigt werden und dabei alle Mitarbeiter einbeziehen.
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Die Anforderungen an die betriebliche Sicherheit sind in einem Safety Management System (SMS) umzusetzen. Bei einem solchen SMS handelt es sich um ein betrieblich formal verankertes Aufbau- und Ablaufkonzept, das die Sicherheit der in Verkehr gebrachten Produkte gewährleisten soll. Es hat zur Aufgabe, Sicherheitsrisiken zu identifizieren und diese mit Hilfe des Risikomanagements unter Kontrolle zu halten bzw. wo immer möglich zu eliminieren. Der Fokus liegt dabei eindeutig auf Risiken im Hinblick auf Produktrisiken.
Um die Nachhaltigkeit des Safety Management im Betrieb sicherzustellen, muss ein solches System jedoch nicht nur auf Basis dokumentierter Strukturen existieren, es muss vor allem in der täglichen Praxis Anwendung finden. Entscheidend ist insofern das gelebte Verhalten aller Mitarbeiter, insbesondere auch der Führungskräfte. Dies erfordert einerseits Ausbildung und Training sowie andererseits die systematische Entwicklung einer betrieblichen Sicherheitskultur.
Organisatorischer Rahmen
Aufgaben des Managements: Das betriebliche Management eines EVU oder EIU muss ein SMS einführen und aufrechterhalten, das den individuellen Anforderungen eines Betriebs gerecht wird. Hierzu muss das Management eines Railway-Betriebs folgendes beachten:
- Festlegung einer Safety Politik und Safety Zielen,
- Aktive Einbindung der Unterauftragnehmern und Partnern im Rahmen des SMS,
- Einführung eines Safety Risikomanagement Prozesses,
- Messung der Safety Leistung,
- Sicherstellung einer Safety-orientierten Kommunikation,
- Schaffung einer Safety Kultur (Just Culture).
Des Weiteren sind für einen angemessenen organisatorischen Rahmen eines Safety Management die folgenden Bestandteile zu verankern.
Safety-Verantwortlichkeit: Um zu verhindern, dass Zuständigkeiten wechselseitig zwischen Führungskräften oder Mitarbeitern hin und her geschoben werden, ist es wichtig, die Verantwortlichkeiten und Befugnisse für das Safety Management System über alle Hierarchieebenen von der Geschäftsführung bis auf die operative Ebene eindeutig festzulegen. Neu einzurichten ist die Rolle eine Safety Managers.
Dokumentation der SMS-Strukturen: Die Safety Strukturen und Vorgaben müssen dokumentiert werden, hierzu zählen vor allem:
- Safety Politik und Safety Ziele,
- Beschreibung der Safety relevanten Prozessstrukturen (oder Referenzen auf entsprechende Dokumente),
- Beschreibung der betrieblichen Safety Aktivitäten sowie eine allgemeine Darstellung der Betriebsstätten,
- Organigramm(e) zur Verdeutlichung der betrieblichen Safety Zuständigkeiten,
- namentlich benannte Safety Verantwortliche und Teams einschließlich deren betrieblicher Funktion,
- Beschreibung des internen und externen Occurrence Reportings.
Die Dokumentation des Safety Management Systems beschränkt sich jedoch nicht allein auf das SMS-Manual. Darüber hinaus müssen die Safety Anforderungen in die existierenden Prozessbeschreibungen oder Verfahrensanweisungen sowie in die betrieblichen Checklisten, Ausfüllanleitungen, Fertigungsvorgaben etc. eingearbeitet werden.
Einbindung der Unterauftragnehmer: In das neue Safety Management sind auch die Unterauftragnehmer einzubinden. Für deren Beitrag an der Wertschöpfung muss ebenfalls ein Safety Risikomanagement eingerichtet sein. Die Grundlagen sind in der Qualitätssicherungsvereinbarung zu verankern und periodisch deren Einhaltung und Aktualität zu überprüfen.
Kontinuierliches System Monitoring und KVP: Nach der Einführung muss die betriebliche Leitung das SMS in regelmäßigen Abständen im Hinblick auf dessen Leistungsfähigkeit beurteilen. Diese Aufgabe fällt einem einzurichtenden Safety Review Board zu, welches sich aus den wichtigsten Führungskräften zusammensetzt. Bei Abweichungen von der festgelegten Safety Politik oder den Safety Zielen müssen Korrekturmaßnahmen angewiesen und überwacht werden. Für die operative Umsetzung sollte hierfür eine Safety Action Group eingerichtet werden.
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Operatives Safety Management
Den Kern eines Safety Management bildet die Identifizierung, Bewertung und Steuerung sowie die Überwachung sicherheitsrelevanter Gefahren. Hierbei handelt es sich um ein produktbezogenes Safety Risikomanagement, das einen kontinuierlichen Prozess (PDCA) darstellt (Abb.). In der betrieblichen Praxis wird dieser üblicherweise halbjährlich bis jährlich neu angestoßen. Für das operative Safety Risikomanagement muss der Betrieb ein Steuerungsgremium (Safety Action Group) einrichten, das sich aus dem Führungskreis der ersten und zweiten Hierarchieebene Ebenen zusammensetzt.
Safety Risikomanagement Prozess
Gefahrenidentifizierung
Am Anfang des Risikomanagementprozesses steht die strukturierte Identifizierung, Sammlung und Sortierung allen existierenden oder potentiellen Umständen, die zu Verletzungen, Krankheit, Tod, Schäden oder Verlust an und von Systemen, Equipment, und Eigentum und Umweltschäden führen.
Um die Identifzierung und die Strukturierung der Risiken zu erleichtern, sind vorab inhaltlich ausgerichtete Risikokategorien zu bilden. Auf dieser Basis erfolgt im Anschluss die eigentliche Inventur der sicherheitsrelevanten Gefahren im Produkt oder in den Produktionsprozessen oder in deren Umfeld.
Risikoanalyse und -bewertung
Nachdem der Betrieb alle Safety Risiken identifiziert hat, muss ein Prozess in Gang gesetzt werden, der die Analyse und Bewertung dieser Gefahren zum Ziel hat.
In der betrieblichen Praxis hat es sich als hilfreich erwiesen, die Safety Risiken in einer Risiko-FMEA zu sammeln und zu ordnen und entsprechend eine Risikomatrix mit drei bis fünf Risikoclustern zu visualisieren
Risikosteuerung
Nachdem die Risiken identifiziert, analysiert und bewertet wurden, erfolgt die Bestimmung von Maßnahmen zur Risikosteuerung. Für die Risikohandhabung kommen grundsätzlich – einzeln oder im Mix – die folgenden Strategien in Frage:
- Risikovermeidung
- Risikoverminderung
- Risikoüberwälzung
- Risikoakzeptanz
Je nach ergriffenere Maßnahme sind unter Umständen weiterhin engmaschige Überwachungsmaßnahmen notwendig.
Safety- und Risikoüberwachung
Die Wirksamkeit ergriffener Steuerungsmaßnahmen müssen nach Umsetzung systematisch, ggf. engmaschig überwacht werden. Dafür müssen Kennzahlen existieren, die den Status der Zielerreichung anzeigen. Die dazu nötigen Informationen können z. B. Betriebsdaten, Befragungen oder Auditergebnisse liefern. Werden Abweichungen von den Zielen gemessen, sind Gegensteuerungsmaßnahmen zu entwickeln, anzuweisen und umzusetzen.
Die Überwachung soll dabei nicht nur auf die Entwicklung der sicherheitsrelevanten Risiken selbst ausgerichtet sein, sondern auch das eigentliche Safety Management System umschließen. Hierzu muss der Betrieb über einen dokumentierten Prozess verfügen, mit dem die Wirksamkeit des SMS kontrolliert und dessen kontinuierliche Verbesserung sowie die Einhaltung der behördlichen Safety Vorgaben sichergestellt wird (Compliance Monitoring).
Förderung des Safety-Wissens und der Safety Kultur
Allein die Formulierung betrieblicher Safety Ziele sowie eine entsprechende Ausrichtung der Organisationsstrukturen sind für den nachhaltigen Erfolg eines Safety Management nicht ausreichend. Der Safety Gedanke muss in den Köpfen der Mitarbeiter verankert werden.
Um die Sicherheitsanforderungen und die Sicherheitskultur in angemessener Weise in den Betrieb zu tragen, müssen die eigenen Mitarbeiter daher unter Safety Aspekten qualifiziert werden. So muss jeder Mitarbeiter ein Safety Training durchlaufen haben und mit den Grundlagen der MOF vertraut gemacht werden..
Zudem ist es wichtig, dass der Betrieb über wirkungsvolle Kommunikationsstrukturen verfügt, die nicht nur der Safety Zielerreichung dienen, sondern auch dabei unterstützen, eine betriebliche Safety Kultur zu entwickeln. Dies kann zum Beispiel gelingen, indem Safety relevante Themen in Teammeetings, Rundmails oder Mitarbeiterzeitungen behandelt werden.
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